Baubetriebshof Eschwege heizt seit seit zwölf Jahren mit eigenem Restholz
Der QS-Talk über Holzhackschnitzelheizungen mit einem Bericht von Uwe Schäffer, Leiter des Baubetriebshofes in Eschwege
von Diana Wetzestein

27. September 2022_Werra-Meißner-Kreis.
Zwischen Werraufer und Stadtbahnhof, gleich hinter dem neuen Werraufer-Park, liegt der Baubetriebshof der Kreisstadt Eschwege. Auf dem Areal sind, neben dem Verwaltungsgebäude und den Gemeinschaftsräumen für 60 Mitarbeitende, weitere großräumige Hallengebäude zu beheizen. Darunter die Schlosserei, Fahrzeug- und Waschhalle sowie eine Schreinerwerkstatt. Seit 2010 wird dafür eine Biomassefeuerungsanlage eingesetzt, die mit Holzhackschnitzeln bestückt wird. Wie das in der Praxis funktioniert, darüber berichtete Uwe Schäffer, Leiter des Baubetriebshofes, im QS-Talk der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis.
Der 18. QS-Talk fand unter der Moderation von Armin Raatz, KEEA GmbH statt. Eingangs gab Wolfgang Hüller, Sanierungsmanager im QS-Projekt, eine allgemeine Einführung in das Thema „Heizen mit Holzhackschnitzeln“, bevor Uwe Schäffer übernahm. „Der Betrieb unserer Anlage läuft problemlos, wir konnten die Heizkosten nachhaltig senken, von 30.000 Euro auf 8.000 Euro jährlich (vor dem Ukrainekrieg), die Gasheizung existiert aber noch“, so Schäffer. Seit 2010 wird die Anlage mit einem ETA-Kessel mit einer Nennleistung von 200 kW betrieben. „Heute würden wir uns für eine andere Brenntechnik entscheiden, in der auch geringwertigere holzige Biomasse, wie dünneres Ast- und Strauchmaterial, verbrannt werden kann, weil die bei uns natürlich auch in großen Mengen anfällt“, so Schäffer. Auf den Gebäuden seien zudem Solarthermie und Photovoltaikmodule installiert, die Warmwasser und teilweise auch Strom für den Eigenverbrauch erzeugten.
Die benötigten Hackschnitzel fielen zu fast 100 Prozent bei den Grünpflegearbeiten des Baubetriebshofes auf städtischen Grundstücken an. Der Brennstoffbedarf liege bei etwa 85 Tonnen, die in einem Hackgutbunker gelagert werden. „Der Hacker kann Stammholz bis zu 60 Zentimeter Durchmesser zerkleinern, auf die Holzfeuchte wird nicht geachtet, die Hackschnitzel liegen bis zu sechs Wochen im durchlüfteten Bunker, bevor sie in den Beschickungsraum gebracht werden“, sagte Schäffer.
Die Anlage laufe relativ störungsfrei, es könne passieren, dass Steine in die Förderschnecke gelangen, die dann entfernt werden müssten. Der geringe Platzbedarf für den Brenner und eine sehr geringen Aschemenge, etwa fünf Schuhkartons pro Woche, sprächen für die Anlage, deren Wartung von den Mitarbeiter:innen des Baubetriebshofes übernommen werden könne, so Schäffer.


Dem interessanten Vortrag und Einblick in diese Nahwärmelösung schloss sich eine rege Diskussion über die Möglichkeiten zum Ausbau oder Neubau weiterer Nahwärmenetze im Werra-Meißner-Kreis an. “Wir haben schon ein Netzwerktreffen verschiedener Gruppen organisiert, in dem sich die Interessent:innen informieren und vernetzen konnten, Weitere Termine folgen in Kürze, wir freuen uns über weitere Teilnehmende”, kündigte Projektkoordinator Holger Schülbe an.
Im Rahmen dieses Netzwerktreffens wurde bereits über die Fördermöglichkeiten von Biomassefeuerungsanlagen informiert, erläuterte Wolfgang Hüller. Derzeit liege diese bei zehn Prozent der förderfähigen Kosten. Durch Tausch einer Öl-, Kohle-, Nachtspeicher- oder alten Gasheizung erhöhe sich die Förderung um weitere zehn Prozent, bei besonders emissionsarmen Anlagen um weitere fünf Prozent, womit eine Förderquote von 25 Prozent möglich sei. “Zu den förderfähigen Kosten zählen Heizkessel, Brennstofflager, Förderanlage, Pufferspeicher und die Montage. Wird neben dem Biomassekessel eine weitere Erneuerbare Energien-Heizung wie eine Wärmepumpe oder Solarthermie eingebaut, kann sich die Förderung nochmals erhöhen”, so Hüller. Auch ein in diesem Zusammenhang geplantes Gebäudenetz sowie der Anschluss weiterer Gebäude mit der dazugehörigen Fachplanung seien förderfähig. Zu Jahresbeginn lagen die Preise für eine 30 kW-Hackschnitzelheizung bei etwa 50.000 Euro, aktuell könnten keine realen Preise genannt werden, da die Schwankungen zu groß seien, so Hüller.
Am Ende des QS-Talks wies Armin Raatz auf die Verlosung von 100 x 50 Euro für Heizungs-Checks und das Netzwerk Nahwärmenetze hin. Weitere Informationen zum Thema Heizungs-Check gibt es in Kürze auf unserer Homepage im Bereich Wissen-Heizung.