Fachwerkgebäude und Energiewende
21 Tage Klimazukunft Nordhessen
von Diana Wetzestein
18. Mai 2021_Werra-Meißner-Kreis. Interessante Vorträge und versierte Gesprächspartner*innen aus Wissenschaft, Handwerk und Denkmalpflege bildeten den Rahmen für den Quartierstalk XXL der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis. "Wir beteiligen uns damit an der Aktion "21 Tage Klimazukunft Nordhessen" und bringen unsere Erfahrungen aus dem Projekt durch Vorträge und Diskussionsrunden mit ein“, sagte Dr. Rainer Wallmann, Erster Kreisbeigeordneter und Projektleiter.
Unter der Moderation von Armin Raatz, Geschäftsführer der KEEA GmbH, konnten Mitte Mai über 30 Teilnehmer*innen zum Thema "Fachwerkgebäude und Energiewende" begrüßt werden. Neben einem Grußwort von Verena Jakobi, Landeskonservatorin und Abteilungsleiterin Bau- und Kunstdenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, wurden im kostenlosen Online-Format nicht nur Informationen, sondern auch die Chance geboten, eigene Belange anzusprechen.
Im Focus standen die denkmalgeschützten Fachwerkgebäude, etwa 5.000 davon stehen innerhalb der Quartiersgrenzen, für die das Sanierungsmanagement der Quartierssanierung zuständig ist. "Die Denkmalpflege ist zu einem wichtigen Gesprächspartner innerhalb des Modellprojektes geworden, regelmäßige Gesprächstermine zu Sanierungsvorhaben werden durchgeführt, das zahlt sich am Ende für die Denkmalpflege und die Gebäudeeigentümer*innen aus", sagte Projektkoordinator Holger Schülbe.
Zugeschaltet hatte sich auch Christoph Kühne, Leiter der Abteilung Denkmalpflege in Frankfurt/Oder. Bis März dieses Jahres war er als Kreisdenkmalpfleger für etwa 8.000 denkmalgeschützte Gebäude im Werra-Meißner-Kreis zuständig und war von Anfang an beim regelmäßigen Austausch mit dabei. Kühne wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit mit dem Team der Quartierssanierung auch für die Denkmalpflege wichtig sei, da auf fachlicher Ebene für jedes eingereichte Sanierungsvorhaben eine Lösung gesucht werde. "Der Werra-Meißner-Kreis hat den größten Baudenkmalbestand in ganz Hessen. Aber genau das ist der Grund, warum wir es nicht schaffen, die Bürger*innen akkurat zu beraten. Die Arbeit gleicht einer Massenabfertigung ", so Kühne. Mit mehr Personal und Zeit für Gespräche könne man hier viel erreichen, so Kühne. Die Abstimmungsgespräche mit dem Team der Quartierssanierung stellten aus seiner Sicht eine enorme Unterstützung der Denkmalpflege dar.
"Es ist immer schade, wenn man in der denkmalgeschützten Stadtlandschaft die Gebäude durch die falsche Dämmung umbringt", sagte Eva Riks, vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo), Fachgebiet Fachinformation Biorohstoffnutzung. Mit ihrem Vortrag griff sie wieder einmal tief in die Werkzeugkiste einer Fachfrau für"Das Bauen und Dämmen mit natürlichen Baustoffen". Die individuelle Beratung durch das Sanierungsmanagement der Quartierssanierung halte sie für einen ersten Schritt, die energetische Modernisierung denkmalgerecht umzusetzen. Denn diese sei mehr als reine Energieersparnis. "Wenn ich die Zugluft unterbinden kann und die Wände warm bleiben, leben die Menschen auch gern in historischen Gebäuden. In vielen Fachwerkhäusern, die in zentraler Lage in Kleinstädten liegen, ist die Lebensqualität sehr hoch, es lohnt sich, diese Häuser zu sanieren", so Eva Riks. Sie plädierte zudem dafür, Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen einzusetzen, weil diese keine giftige Substanzen ausdünsteten und später wiederverwendet oder kompostiert werden könnten. "Erhalten sie auch die regionaltypischen Fenster und Türen, sanieren sie die Bestandsgebäude behutsam mit natürlichen Baustoffen und schaffen sie ihre eigene Behaglichkeit", sagte Eva Riks.
Der nächste QS-Talk XXL zum Thema "Wärme aus Erneuerbaren Energien" findet am Dienstag, 1. Juni von 17 bis 19 Uhr statt.
Grußwort von Frau Dr. Verena Jakobi
Abteilungsleiterin Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen der Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen grüße ich Sie herzlich. Ich habe als Bezirksdenkmalpflegerin viele Jahre lang den Werra-Meißner-Kreis und den Landkreis Kassel betreut und kenne die bedeutende und reiche Denkmallandschaft Nordhessens gut.
Hessen verfügt mit ca. 70.000 Einzeldenkmälern und immerhin 3.000 geschützten Gesamtanlagen über ein reiches baukulturelles Erbe. Der fachgerechte Erhalt von Baudenkmälern leistet bereits an sich einen wichtigen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit. Das Einbeziehen der grauen Energie in die energetische Gebäudebewertung (Ökobilanzierung) ist immens wichtig. Dadurch weisen Kulturdenkmäler, neben ihrem ideellen Wert und ihrer identitätsstiftenden Rolle, eine positive CO2-Bilanz auf.
Auch wenn Fachwerkhäuser, die im Kern aus Holz, Lehm, Stein und Kalk bestehen, per se im höchsten Maße ökologisch wertvoll sind, ist das öffentliche Interesse an einer angemessenen energetischen Ertüchtigung der Denkmäler in Verbindung mit Substanzerhalt und visueller Integrität enorm hoch und erfordert individuelle und kreative Lösungen. Hier sind auch und besonders die vermittelnden Beratungsleistungen der Denkmalpflege gefordert.
Der Klimawandel und seine gravierenden Folgen geht uns alle an. Ich freue mich, dass in diesem Rahmen gemeinsam und konstruktiv über Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden wird. Ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche und impulsgebende Veranstaltung.
Verena Jakobi
Fachwerkgebäude und Energiewende
21 Tage Klimazukunft Nordhessen
von Diana Wetzestein
18. Mai 2021_Werra-Meißner-Kreis. Interessante Vorträge und versierte Gesprächspartner*innen aus Wissenschaft, Handwerk und Denkmalpflege bildeten den Rahmen für den Quartierstalk XXL der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis. "Wir beteiligen uns damit an der Aktion "21 Tage Klimazukunft Nordhessen" und bringen unsere Erfahrungen aus dem Projekt durch Vorträge und Diskussionsrunden mit ein“, sagte Dr. Rainer Wallmann, Erster Kreisbeigeordneter und Projektleiter.
Unter der Moderation von Armin Raatz, Geschäftsführer der KEEA GmbH, konnten Mitte Mai über 30 Teilnehmer*innen zum Thema "Fachwerkgebäude und Energiewende" begrüßt werden. Neben einem Grußwort von Verena Jakobi, Landeskonservatorin und Abteilungsleiterin Bau- und Kunstdenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, wurden im kostenlosen Online-Format nicht nur Informationen, sondern auch die Chance geboten, eigene Belange anzusprechen.
Im Focus standen die denkmalgeschützten Fachwerkgebäude, etwa 5.000 davon stehen innerhalb der Quartiersgrenzen, für die das Sanierungsmanagement der Quartierssanierung zuständig ist. "Die Denkmalpflege ist zu einem wichtigen Gesprächspartner innerhalb des Modellprojektes geworden, regelmäßige Gesprächstermine zu Sanierungsvorhaben werden durchgeführt, das zahlt sich am Ende für die Denkmalpflege und die Gebäudeeigentümer*innen aus", sagte Projektkoordinator Holger Schülbe.
Zugeschaltet hatte sich auch Christoph Kühne, Leiter der Abteilung Denkmalpflege in Frankfurt/Oder. Bis März dieses Jahres war er als Kreisdenkmalpfleger für etwa 8.000 denkmalgeschützte Gebäude im Werra-Meißner-Kreis zuständig und war von Anfang an beim regelmäßigen Austausch mit dabei. Kühne wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit mit dem Team der Quartierssanierung auch für die Denkmalpflege wichtig sei, da auf fachlicher Ebene für jedes eingereichte Sanierungsvorhaben eine Lösung gesucht werde. "Der Werra-Meißner-Kreis hat den größten Baudenkmalbestand in ganz Hessen. Aber genau das ist der Grund, warum wir es nicht schaffen, die Bürger*innen akkurat zu beraten. Die Arbeit gleicht einer Massenabfertigung ", so Kühne. Mit mehr Personal und Zeit für Gespräche könne man hier viel erreichen, so Kühne. Die Abstimmungsgespräche mit dem Team der Quartierssanierung stellten aus seiner Sicht eine enorme Unterstützung der Denkmalpflege dar.
"Es ist immer schade, wenn man in der denkmalgeschützten Stadtlandschaft die Gebäude durch die falsche Dämmung umbringt", sagte Eva Riks, vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo), Fachgebiet Fachinformation Biorohstoffnutzung. Mit ihrem Vortrag griff sie wieder einmal tief in die Werkzeugkiste einer Fachfrau für "Das Bauen und Dämmen mit natürlichen Baustoffen". Die individuelle Beratung durch das Sanierungsmanagement der Quartierssanierung halte sie für einen ersten Schritt, um die energetische Modernisierung denkmalgerecht umzusetzen. Denn diese sei mehr als reine Energieersparnis. "Wenn ich die Zugluft unterbinden kann und die Wände warm bleiben, leben die Menschen auch gern in historischen Gebäuden. In vielen Fachwerkhäusern, die in zentraler Lage in Kleinstädten liegen, ist die Lebensqualität sehr hoch, es lohnt sich, diese Häuser zu sanieren", so Eva Riks. Sie plädierte zudem dafür, Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen einzusetzen, weil diese keine giftige Substanzen ausdünsteten und später wiederverwendet oder kompostiert werden könnten. "Erhalten sie auch die regionaltypischen Fenster und Türen, sanieren sie die Bestandsgebäude behutsam mit natürlichen Baustoffen und schaffen sie ihre eigene Behaglichkeit", sagte Eva Riks.
Der nächste QS-Talk XXL zum Thema "Wärme aus Erneuerbaren Energien" findet am Dienstag, 1. Juni von 17 bis 19 Uhr statt.
Grußwort von Frau Dr. Verena Jakobi
Abteilungsleiterin Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen der Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen grüße ich Sie herzlich. Ich habe als Bezirksdenkmalpflegerin viele Jahre lang den Werra-Meißner-Kreis und den Landkreis Kassel betreut und kenne die bedeutende und reiche Denkmallandschaft Nordhessens gut.
Hessen verfügt mit ca. 70.000 Einzeldenkmälern und immerhin 3.000 geschützten Gesamtanlagen über ein reiches baukulturelles Erbe. Der fachgerechte Erhalt von Baudenkmälern leistet bereits an sich einen wichtigen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit. Das Einbeziehen der grauen Energie in die energetische Gebäudebewertung (Ökobilanzierung) ist immens wichtig. Dadurch weisen Kulturdenkmäler, neben ihrem ideellen Wert und ihrer identitätsstiftenden Rolle, eine positive CO2-Bilanz auf.
Auch wenn Fachwerkhäuser, die im Kern aus Holz, Lehm, Stein und Kalk bestehen, per se im höchsten Maße ökologisch wertvoll sind, ist das öffentliche Interesse an einer angemessenen energetischen Ertüchtigung der Denkmäler in Verbindung mit Substanzerhalt und visueller Integrität enorm hoch und erfordert individuelle und kreative Lösungen. Hier sind auch und besonders die vermittelnden Beratungsleistungen der Denkmalpflege gefordert.
Der Klimawandel und seine gravierenden Folgen geht uns alle an. Ich freue mich, dass in diesem Rahmen gemeinsam und konstruktiv über Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden wird. Ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche und impulsgebende Veranstaltung.
Verena Jakobi