Mit steckerfertigen PV-Anlagen eigenen Strom erzeugen
von Diana Wetzestein
2. November 2022_Werra-Meißner-Kreis. Eigenen Strom erzeugen und verbrauchen, das ist eine gute Idee. Dass diese nicht nur mit großen Anlagen funktioniert, sondern auch im Kleinformat, ist vielen noch nicht bekannt.
Beim QS-Talk der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis wurde Anfang November die steckerfertige Photovoltaik-Anlage vorgestellt. „Was ist und wie funktioniert eigentlich so ein Balkonkraftwerk?“, wurde der einstündigen Onlineveranstaltung als Frage vorangestellt. Moderator Armin Raatz, KEEA GmbH und Wolfgang Hüller, seit Oktober neuer Sanierungsmanager im OS-Team, gaben einen kurzen Überblick über Solar-Module, Wechselrichter, Kabel, Stecker, interessante Apps und Messgeräte. Mit maximal 600 Watt Leistung des Wechselrichters darf eine steckerfertige PV-Anlage ohne weitere Genehmigung angeschlossen und betrieben werden. Bis auf eine Anmeldung beim Netzbetreiber und beim Marktstammdatenregister müssen keine Auflagen beachtet werden, so Raatz.
„Kaufen, zusammenstecken und Strom sparen. So einfach sollte es sein“, ergänzte Hüller. Dennoch solle darauf geachtet werden, den Strom nicht durch eine Mehrfachsteckdose einzuleiten, einige Netzbetreiber verlangten beim Anschluss anstelle eines Schukosteckers einen Einspeisestecker und -dose, den ein Elektriker einbauen solle. „Alte Zähler müssen dann ausgetauscht werden, wenn sie keine Rücklaufsperre besitzen, denn der nicht verbrauchte Strom wird in den Stromkreislauf eingespeist und dann würde der Zähler rückwärtslaufen“, so Hüller.
Eine gut ausgerichtete 600 Watt anlange erzeuge etwa 600 kWh Strom im Jahr. Balkonanlagen mit Südeinrichtung 450 kWh/a, bei 200 kWh/a und 33 Cent/kWh Stromkosten seien das derzeit etwa 66 Euro Ersparnis im Jahr, bei einem PV-Modul-Preis zwischen 400 und 1000 Euro.
Fehlt nur noch ausreichend Sonne und blauer Himmel. In diesem Jahr hatte auch Mike Zindel aus Germerode reichlich davon. Und dadurch beste Voraussetzungen, um seine steckerfertige PV-Anlage, die er im Frühsommer bei einer Verlosung der Quartierssanierung gewonnen hatte, der Sonne auszuliefern und den ersten Strom zu ernten.
Mit einer Leistung von 280 Watt ist er zufrieden. „Die Leistung steigt über den Tag an und fällt am Abend wieder ab. Schon im August hat die Anlage etwa 52 Kilowattstunden Strom erzeugt, bis Mitte Oktober sind es sogar über 80 kWh, was rechnerisch einer Ersparnis von etwa 25 Euro entspricht”, erklärt Zindel, der gemeinsam mit seinem Sohn, einem Elektriker, ihren Solar-Gewinn erst einmal an verschiedenen Orten aufgestellt und die Erträge anhand eines Leistungsmessers abgelesen hatten. „Diese Anlagen funktionieren wirklich gut, sie funktionieren aber nicht bei Stromausfall. Sondern nur bei einem intakten Stromkreislauf“, so Zindel. Und trotzdem habe er bereits in einer Sammelbestellung für die Nachbarschaft weitere Module bestellen und beim Anschluss helfen können. „PV macht halt süchtig“, sagte er.
Checkliste für die eigene Installation:
- Eignen sich die örtlichen Gegebenheiten für den Anschluss eines Stecker-Solargerätes?
- Ist dort möglichst viel Sonne?
- Sind der Montageort, die Steckdose und der Stromkreis auf dem aktuellen Stand?
- Sind Vermieter:in, Eigentümergemeinschaft, Denkmalschutz einverstanden?
Welche Anforderungen stellt der Netzbetreiber und der eventuelle Fördergeber? - Haben Sie das passende Angebot gefunden, das alle Anforderungen erfüllt? (Technik, Preis/Leistung, Lieferung, Montage und Anschluss, DGS-Sicherheitsstandard/künftig Gerätenorm)
- Können Sie Funktion und Leistung der Anlage prüfen?
- Haben Sie Fachleute oder eine örtliche Selbstbaugruppe an der Hand, die Sie im Zweifel fragen können?
- Ist alles klar mit der Anmeldung und einem eventuell nötigen Zählertausch?