Zum Tag der Erneuerbaren Energien bot die Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis den Markt der Möglichkeiten und eine Busreise ins Bioenergiedorf Asche
von Diana Wetzestein
Werra-Meißner-Kreis. Bereits zum 29. Mal wurde deutschlandweit der Tag der Erneuerbaren Energien von besonderen Aktionen begleitet. Dieser Tag soll an die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl von 1986 erinnern. Und weiterhin dazu aufrufen, die Energieversorgung und -produktion auf Erneuerbare umzustellen. Die Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis nahm diesen Tag zum Anlass und bot gleich zwei Veranstaltungen an, die auf Energiesparen, Sanierung und die Energieversorgung durch ein Nahwärmenetz ausgerichtet waren.
Los ging es am 26. April mit dem Markt der Möglichkeiten, einer Hausmesse im neuen Verwaltungszentrum in Eschwege. Einen ganzen Nachmittag lang konnten die Besucherinnen und Besucher sich mit den Sanierungsmanagern über kleine oder größere Maßnahmen der energetischen Sanierung austauschen. „Die kostenlose Beratung der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis ist ein Service, den es seit vier Jahren gibt. Dadurch wissen wir, welche Herausforderungen es bei dem hohen Fachwerkbestand im Kreis gibt. Die Hausmesse hatten wir darauf abgestimmt und auch viele Hinweise auf kleine Maßnahmen gegeben, die vielleicht auch in Eigenleistung ausgeführt werden können“, so Holger Schülbe, Projektkoordinator QS und Klimaschutzmanager des Kreises. Etwa 100 Besucher hätten laut Schätzung von Schülbe die Hausmesse besucht. Vor allem die Vorträge über Barrierefreies Zuhause, Photovoltaik, Heiztechnik und Dämmung seien gut besucht gewesen, so Schülbe.
Am nächsten Tag startete eine Busexkursion nach Asche bei Göttingen. Ziel der Reise war die Besichtigung einer Biogasanlage, die Ausgangspunkt einer erstaunlichen Entwicklung gewesen ist. Angefangen hatte alles mit dem Landwirt Klinge, der eine Biogasanlage gebaut hat und die Abwärme daraus mit vier Haushalten in der Nachbarschaft teilte. Heute ist nahezu das gesamte Dorf mit seinen 300 Einwohnern angeschlossen. Die Entscheidung dazu wurde 2012 getroffen, obwohl der Ölpreis damals noch gering war und in den Folgejahren sogar noch gefallen sei, erklärte Harald Block von der der Genossenschaft aus Asche. Auch wenn es am Anfang keinen finanziellen Vorteil gab, können die Genossenschaftsmitglieder nun von einem konkurrenzlos günstigen und stabilen Wärmepreis zur Versorgung ihrer Gebäude profitieren.
Die Bioenergiedorf Asche eG betreibt heute das Wärmenetz. Zwei Holzhackschnitzel-Heizkessel, Pufferspeicher und Notfall Ölkessel auf dem Grundstück der Familie Klinge sorgen ergänzend zur Biogasanlage für eine sichere Wärmeversorgung. „Die ganzen Jahre hat es noch nie einen Ausfall gegeben. Kein Haus ist kalt geblieben“, sagte Karl Krull vom Genossenschaftsvorstand.
„Ein Besonderheit ist, dass das Nahwärmenetz die Wärme direkt ohne Wärmetauscher an die Verbrauchsstellen übergibt“, erklärte Wolfgang Hüller, Sanierungsmanager QS, der die Exkursion gemeinsam mit Holger Schülbe organisierte. Das Wärmenetz werde nahezu klimaneutral betrieben. Nur etwa ein Prozent der Wärme wird mit einem Ölkessel erzeugt, der nur in Extremsituationen gebraucht wird. Und das Wärmenetz kommt nicht nur den Bewohnern von Bestandsgebäuden zugute, auch Neubauten werden weiterhin angeschlossen. In Asche wurde ein guter Weg gefunden, sich unabhängig von fossilen Energieträgern mit Wärme zu versorgen und das bei jetzt sehr günstigen und stabilen Kosten. Ein gutes Beispiel zum Nachmachen.