Ein eigenes Nahwärmenetz für Oberhone – Großes Interesse am Infoabend
von Diana Wetzestein
24. Mai 2023_Eschwege-Oberhone. Ein Projekt von allen für alle. In Oberhone könnte das die “Dorfzentralheizung” sein. Sie könnte alle Haushalte mit Wärme aus Erneuerbaren Energien versorgen. Der gesamte Wärmebedarf würde zentral erzeugt, die Wärme über ein im Boden verlegtes Nahwärmenetz verteilt und an alle Wärmeübernahmestellen abgegeben.
Mit dieser Möglichkeit beschäftigt sich die Interessengemeinschaft Nahwärmenetz Oberhone (IG), die von fünf Personen aus dem Ort gegründet wurde. Nach einer ersten Informationsveranstaltung, die Ende Mai im Dorfgemeinschaftshaus stattfand, zählt die IG bereits 37 Mitglieder. „Unser Dorf hat Zukunft und dafür sind wir heute hier. Die Zeit ist reif, dass wir diesen Schritt gehen“, sagte Sascha Dilling, Gründungsmitglied der IG. „Die Nahwärmeversorgung hat Vorteile, die wir alle gemeinsam nutzen können. Das geht aber nur, wenn wir viele sind“, so Dilling.
Ortsvorsteher Ralf Müller, der der IG die Unterstützung des Ortsbeirates zusagte, begrüßte knapp 120 Personen im DGH. Darunter auch Vertreter der Stadt sowie der Stadtwerke Eschwege, Qoncept Energy GmbH aus Kassel sowie der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis.
Mehr als zwei Stunden hörten sie zu, sahen die Präsentation der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis und nahmen am Ende noch den Fragenbogen mit, der vor allem die aktuellen Heizungssysteme und deren Verbrauch abfragte. Damit können die Daten ergänzt werden, die bereits im Rahmen der „Kommunalen Wärmeleitplanung Stadt Eschwege“ erhoben worden sind. „Wir können am Ende sagen, wo ein Wärmenetz sinnvoll ist und wo nicht“, sagte Thorsten Ebert von Qoncept Energy GmbH aus Kassel, der für das Pilotprojekt den aktuellen Wärmebedarf ermittelt.
Holger Schülbe, Projektkoordinator der Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis, nannte Hintergründe dieser Veranstaltung, wie die Pariser Klimaschutzkonferenz, in der die Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze beschlossen wurde. „Diese Grenze wird wahrscheinlich spätestens in drei Jahren überschritten. Wir müssen die Treibhausgase drastisch reduzieren, 50 Prozent in den kommenden 10 Jahren einsparen, um den zukünftigen Generationen die Lebensgrundlage erhalten zu können“, so Schülbe. Dafür sei es notwendig, den Anteil an Erneuerbaren Energien im Bereich Strom- und Wärmeversorgung zu erhöhen und die Vorteile der Nahwärme zu nutzen. Geringe Umbaukosten, Wegfall von Heizraum oder Brennstofflager, kaum Energieverluste und niedrige Reparatur- und Wartungskosten, waren nur einige der vielen Vorteile, die Schülbe aufzählte. Die Wärme komme über eine kleine Wärmeübergabestation ins Haus, die Heizquelle könne mit Biomasse betrieben und durch eine Solaranlage unterstützt werden, sagte der Klimaschutzmanager.
Wenn diese Idee ausreichende Mitwirkung erfahren würde, wäre der Weg zur zentralen Wärmeversorgung über ein gemeinsames Nahwärmenetz in absehbarer Zeit möglich. Um das Ziel zu erreichen, braucht es allerdings die Akzeptanz und Mitwirkung möglichst vieler Gebäudeeigentümer, so Helmut Noack, der als Kümmerer der Quartierssanierung für Eschwege zuständig ist und das Projekt von Beginn an mit vorantreibt. Nach Auswertung der Fragebögen und dem Ergebnis aus der Kommunalen Wärmeleitplanung für Oberhone, stehe eine Grobkalkulation des Wärmepreises, die Gründung einer Energiegenossenschaft oder einer anderen Rechtsform an, bevor es in die konkrete Planung gehen könne. Erst danach stehe eine verbindliche Abfrage der Teilnahme und die Umsetzung an.
Weitere Infos und Kontakt zur IG über E-Mail-Adresse: nahwaermenetz.oberhone@gmail.com
Haben der Interessengemeinschaft Nahwärmenetz Oberhone ihre Unterstützung zugesagt:
Obere Reihe v. l.: Helmut Noack (Kümmerer Quartierssanierung WMK), Ralf Herrmann (Technischer Leiter, StWE), Ortsvorsteher Ralf Müller, Karsten Gruppe (Stadtverordneter), Markus Lecke (Geschäftsführer StWE). Theodor Sternal (Stadtrat/Magistrat der Stadt ESW). Untere Reihe v. l.: Dr. Thorsten Ebert (Qoncept Energy – GmbH-Kassel, Kommunale Wärmeleitplanung Stadt Eschwege), Markus Mengel (Stadtwerke Eschwege, StWE), Sascha Dilling, Ulrike Becker und Mirko Ewald (IG-Nahwärmenetz Oberhone), Holger Schülbe und Wolfgang Hüller (Quartierssanierung WMK).